Körperschema und Wahrnehmung beim Reiten
Kennst du das?
Du bekommst eine Rückmeldung wie:
„Setz dich gerade.“ – Und du richtest dich auf.
Oder: „Hacke runter.“ – Und du denkst: Hab ich gemacht.
Aber dann zeigt dir ein Video, dein Reitlehrer oder der Spiegel:
Der Absatz ist immer noch oben. Der Oberkörper kippt immer noch.
Das ist kein Zeichen von Unfähigkeit – sondern von etwas viel Spannenderem:
👉 Dein Körperschema stimmt nicht mit der Realität überein.
🧠 Was ist das Körperschema?
Unser Gehirn erstellt ein inneres Abbild vom Körper – seine Lage, Haltung, Spannung, Bewegung.
Aber dieses Bild ist nicht immer exakt. Es wird beeinflusst durch:
- frühere Bewegungsmuster
- Kompensation
- fehlende Rückmeldung
- alte Gewohnheiten
So entsteht eine Wahrnehmungslücke:
Du bist überzeugt, du hast etwas verändert – aber dein Körper weiß nichts davon.
🎯 Was das im Reiten bedeutet
Wenn dein Körperschema „verschoben“ ist, passiert oft:
- Du sitzt gefühlt gerade, bist aber real nach vorn geneigt
- Du denkst, du gibst eine feine Hilfe – aber der Zügel steht
- Du willst weich mitgehen – aber dein Becken bleibt fest
Und weil du glaubst, dass du bereits etwas tust, wirst du entweder:
- ungeduldig gegenüber dem Pferd („Warum reagiert es nicht?!“)
- oder unsicher mit dir selbst („Ich versteh nicht, was ich falsch mache…“)
🔍 Wie du das erkennst – und ändern kannst
Was hilft, um dein Körperschema zu korrigieren?
✅ Video-Feedback
→ Externes Bild trifft internes Gefühl – das schärft die Wahrnehmung
✅ Simulatorarbeit mit Führung
→ Dein Körper wird geführt – und lernt: Ah, SO fühlt sich das also an.
✅ Zielgerichtete, nicht wertende Rückmeldung
→ Keine Bewertungen („Das war falsch“), sondern Infos („Dein Becken ist 3 cm gekippt“)
✅ Körperarbeit & Mikrobewegungen
→ Kleine Aufgaben mit Fokus („Kannst du dein Schulterblatt 1 cm ablegen?“)
🧠 Automatisierung ist nicht das Problem – sie ist das Ziel!
Viele denken beim Thema Körperschema oder Bewegungswahrnehmung:
„Aber Reiten soll doch automatisch ablaufen! Ich will nicht dauernd über meinen Sitz nachdenken!“
Richtig.
Aber entscheidend ist WAS du automatisierst:
- Wenn du eine bewusste, differenzierte Bewegung verstehst und dann automatisierst →
bekommst du feine, abrufbare Reaktionen – auch unter Druck. - Wenn du aber etwas automatisierst, das du nie richtig verstanden hast →
bekommst du ein festgefahrenes Muster, das du weder kontrollieren noch verändern kannst.
➡️ Und das ist der Unterschied zwischen einem Reiter, der führen kann –
und einem, der einfach „nur mitfährt“.
🐴 Beispiel: Schrittbewegung begleiten
Viele Reiter:innen meinen, sie würden im Schritt „mitgehen“.
Aber ihr Becken bleibt passiv oder bewegt sich in einer falschen Richtung.
Sie haben nie verstanden:
- welche Form die Bewegung hat (z. B. das „V“ in der Hüfte)
- wo sie beginnt (aus dem Fuß)
- wie sie dosiert werden kann (kleiner Impuls oder aktives Vorschlagen)
Solange das fehlt, ist keine echte Automatisierung möglich.
Das Gehirn hat schlichtweg keine Bahn dafür gebaut.
Und du kannst nur das automatisieren, was du zuvor bewusst vernetzt hast.
🚦 Reiten ist wie Autofahren
Beim Autofahren denkst du irgendwann nicht mehr über Gas, Kupplung und Blinker nach –
aber nur, weil du sie vorher hundertfach bewusst geübt hast.
Und wenn plötzlich jemand auf die Straße springt, kannst du blitzschnell reagieren –
weil du Zugriff auf deine Steuerung hast.
Im Reiten brauchst du genau dieselbe Automatisierungsqualität.
Denn dein Pferd ist ein Fluchttier – du brauchst schnelle, feine Reaktionen.
📽️ Beispiel aus dem Alltag
Eine Kundin auf dem Simulator soll „Hacken runter“ machen.
Sie sagt: „Hab ich gemacht.“
Aber die Kamera zeigt: nichts passiert.
Ich leite die Bewegung mit einer sanften Führung an – sie erschrickt fast:
„Oha – das fühlt sich ganz anders an als ich dachte!“
In genau diesem Moment beginnt das Gehirn, das neue Muster zu speichern.
🌱 Fazit
Du willst nicht dauerhaft bewusst reiten.
Aber du willst Bewegungen so gut verstehen,
dass du sie bewusst automatisieren kannst.
Dann wird dein Sitz:
- nicht nur funktional,
- sondern führend, fein und reaktiv.
🧭 Warum Reitsimulator-Training so wertvoll ist
Viele dieser körperlichen Aha-Momente entstehen nicht zufällig – sondern durch einen Raum, in dem der Körper sicher, ungestört und gezielt lernen darf. Und genau das macht den Reitsimulator so einzigartig:
🧠
Klarheit statt Komplexität
Beim Reiten draußen passieren hundert Dinge gleichzeitig:
Das Pferd schaut, der Boden wackelt, jemand sagt was.
Auf dem Simulator bleibt der Fokus bei dir.
Du kannst dich voll auf eine Bewegung konzentrieren – ohne Störungen.
🔁
Unzählige Wiederholungen – ohne Frust
Wenn dein Pferd nach 3 Versuchen genervt ist, brichst du ab.
Der Simulator sagt nichts.
Du darfst so oft üben, wie du brauchst, in deinem Tempo, mit sanfter Anleitung.
Zeit und Muße zum Fühlen
Viele Reiter:innen sagen nach ein paar Minuten:
„Oh wow – jetzt spür ich’s wirklich.“
Weil niemand etwas von ihnen will.
Weil kein Pferd Druck macht.
Weil endlich Raum ist, um Bewegungen zu spüren statt sie nur auszuführen.
Gezielte Automatisierung
Nur was du verstanden und gefühlt hast, kannst du langfristig automatisieren.
Auf dem Simulator entsteht das Fundament:
- Du verstehst den Ablauf
- Du erlebst das richtige Timing
- Du wiederholst ihn bewusst – bis er sich einprägt
Das Ergebnis: Du reitest später bewusst intuitiv.
Nicht durch Glück. Sondern durch neuronale Klarheit.
🤝 Einladung
📍 Reitsimulator Flatow bei Berlin
Mach gerne einen Termin aus, mit klarer Rückmeldung und sichtbarem Fortschritt 🙂
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